Eine Frage der Fairness
Kampfsport ist immer fair. Du kennst die Regeln im Training, im Wettkampf. Wenn du dich in den Wettkampf begibst, erkennst du die Regeln an. Du willst deinen Gegner nicht verletzen. Du willst den Kampf gewinnen – und das ist etwas anderes. Außerdem kennst du deinen Gegner im Sport: Ihr habt vielleicht schon länger miteinander trainiert, kommt aus der gleichen Schule, kennt euch von früheren Begegnungen. Zumindest bei professionellen Wettkämpfen ist das so: Du bereitest dich über Wochen und Monate auf den Kampf vor.
Und im Streetfight? Wenn jemand Ärger machen will, macht er das. Regeln gibt es keine. Das Ziel: Dich zu verletzen, kampfunfähig zu machen. Einen Ringrichter gibt es nicht. Und es gibt auch keine früheren Begegnungen, kein gemeinsames Training. Du kennst deinen Gegner im Normalfall nicht, hast diese Person vorher noch nie gesehen. So etwas wie Altersklassen oder Gewichtsklassen gibt es im Streetfight nicht. Fairness? Gibt es nicht. Das Ziel ist die sofortige Kampfunfähigkeit oder im schlimmsten Fall die Tötung des Gegners. Waffen kommen dazu.
Fließende Übergänge
Im Training ist die Situation klar: Du hast dich aufgewärmt, dann geht es los. Es gibt gar keinen Zweifel, was da auf der Matte passiert. Immerhin sind alle zum Training gekommen, um gemeinsam Sport zu treiben, sich im Kampfsport zu üben. Und im Streetfight? Es mag die ein oder andere verabredete Schlägerei geben. Aber in der Regel entstehen Angriffssituationen aus einem Gespräch heraus. Man nähert sich einander im Gespräch, und wenn der Abstand stimmt, wird aus heiterem Himmel mitten im Satz zugeschlagen. Im Training, sogar im Selbstverteidigungstraining, ist das undenkbar. Es passiert nichts ohne Vorwarnung, wenn du Kampfsport trainierst. Auf der Straße dagegen sind die Übergänge zwischen Gespräch oder Bitte und Angriff nicht sofort erkennbar. Und meist reicht ein Schlag aus, um dich zu Boden zu befördern.
Streetfight ist Kopfsache?
Nun könnte man sagen: Alles eine Frage der Reaktionsfähigkeit und Menschenkenntnis. Tatsächlich spielen beide Faktoren hinein, wenn du dich erfolgreich oder erfolglos verteidigst. Aber du solltest auch wissen: Ein Treffer im Kampfsport, vor allem im Wettkampf, fühlt sich gut an. Du spürst deinen Erfolg, du willst weitermachen. Im Streetfight gibt es das nicht. Du landest einen Treffer, aber du fühlst dich nicht gut. Denn du weißt: Es ist noch nicht vorbei. Der andere will dir immer noch ans Leder. Und selbst wenn du es schaffst, deinen Gegner sehr schnell oder sofort kampfunfähig zu machen – du fühlst dich nicht wie ein Sieger.
Denn du bist angegriffen worden. Du fühlst dich wie ein Opfer. Viele Menschen spüren außerdem Schuld, weil sie einen anderen Menschen ernsthaft verletzt haben. Streetfight ist Kopfsache. Du musst im Zweifelsfall weitermachen, auch wenn du nicht willst und Schmerzen hast, dich beschissen fühlst. Denn der andere wird dich nicht davonkommen lassen. Der Kampf ist nicht vorbei, wenn der andere auf dem Boden liegt. Der Kampf geht in deinem Kopf weiter. Und genau darauf will ich dich im Training vorbereiten.
-Streetfight- Selbstverteidigung ist der Anfang
Du willst wissen, wie du dich in Gefahrensituationen verteidigen kannst. Du willst lernen, mit einem Angriff umzugehen. Und du willst lernen, gar nicht erst zum Opfer zu werden. Das ist das Ziel unseres Trainings: Du lernst, dich zu verteidigen und nach einem Angriff sowohl körperlich als auch mental wieder aufzustehen. Der sportliche Aspekt kommt natürlich nicht zu kurz – Kampfkunst ist immer ein Thema. Koordination, Kondition, Kraft und Technik sind immerhin die Grundlagen, damit du dich verteidigen kannst.